Gestern konnte ich zum ersten Mal das Projekt besuchen, in dem ich mit zwei anderen Volunteers aus Deutschland (leben in der gleichen WG wie ich) mithelfen werde. Wir fuhren zuerst mit der Metro ein Stück, bevor uns Ben, der Leiter des Projekts, mit seinem bunt bemalten Fiat Fiorino abholte. Wir blieben zwar in der Provinz Buenos Aires, fuhren aber nun ein langes Stück bis wir in der Stadt Monte Chingolo ankamen. Der Kontrast war ziemlich krass. Vorher noch bright city life, sah man nun das andere Gesicht der Metropole. Ärmliche Häuser und zerbeulte Autos - eine Gegend in der die Armut deutlich sichtbar ist. Genau da wurde vor einigen Jahren das Projekt "La sarten por el mango" zu Deutsch "die Pfanne am Griff halten" (Englisch: Food For Thought) gegründet. Ben, ein Lehrer aus Neuseeland und früher selbst Volunteer, und die Argentinierin Vale leiten das Projekt, wo es insbesondere darum geht den Kindern (6 bis 14-jährig ) aus der Umgebung am Mittag eine gesunde und ausgewogene Mahlzeit anzubieten. Denn in den armutsbetroffenen Familien gibt es oftmals nur ungesunde Kost, welche absolut nicht förderlich für die Enticklung der Kinder ist. Ganz im Sinne des Sprichwortes "Anima Sana in Corpore Sano" (In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist) wird hier eine solche Kultur gelebt. Nach der gemeinsamen Mahlzeit gibt es jeweils ein klar vorgegebenes Programm, das durchgeführt wird. Allgemein ist Alles im Projekt im Vergleich zu anderen solchen Angeboten klar strukturiert. So müssen die Kinder beispielsweise immer die Hände waschen, bevor sie sich in den Comedor (Speiseraum) begeben und nach dem Essen die Zähne putzen (klingt für uns selbstverständlich, ist es dort aber leider nicht). Mein Highlight des Tages kam vor dem Mittagessen. Es berührte mich, dass alle Kinder meinen Namen kannten (sie wurden vorinformiert - ein weiteres Zeichen der Professionalität des Projektes) und sangen zudem ein Tischlied über Johnny, der Hunger hat und gerne essen will. Das Essen wird jeden Tag frisch zubereitet und ist meistens vegetarisch- super! Am Nachmittag wurden dem Alter entsprechend zwei Gruppen gebildet, die jeweils für eine gute halbe Stunde baden oder spielen konnten. Die Begeisterung in den Augen der Kinder zu sehen, als sie ins Schwimmbecken springen durften, war genial! Am Ende aller Aktivitäten gibt es eine Merienda (Zwischenmahlzeit am Nachmittag; eine Art Z'vieri, da die Argentinier erst so gegen 21:30 das Abendessen einnehmen) und den Abschlusskreis. Dort wird ein Holzstab herumgereicht und jedes Kind muss etwas sagen, dass ihm am heutigen Tag gefallen hat. Danach werden die Kinder, nachdem sie sich persönlich von uns verabschiedet haben, von den Eltern abgeholt.
Die Mitarbeiter treffen sich anschliessend bei einer Runde Mate zum persönlichen Austausch und lassen den Tag Revue passieren. Und auch hier ist es wichtig, dass bevor alle nach Hause gehen jeder etwas sagt, das ihm gefallen hat. Man geht also in Frieden nach Hause, auch wenn es vorher Meinungsverschiedenheiten gab.
Links, um einen besseren Einblick zu gewinnen: https://socialopportunitygroup.com/gallery , https://www.facebook.com/F4Tcommunity/
Durch das die neuen Volunteers am Vormittag ins Büro der Dachorganisation eingeladen wurden, hatte ich einen freien Nachmittag zur Verfügung. Diesen nutzte ich dafür einen weiteren Teil der Stadt zu erkunden. Dieses Mal stand der Friedhof von Recoleta auf dem Plan. Ich genoss es enorm alleine loszuziehen und die Stadt auf eigene Faust zu entdecken. Es ist wohltuend zwischendurch etwas Abstand zu gewinnen, da ich doch in gewissen Bereichen andere Ansichten pflege und mit meinen 26 Jahren der Älteste bin. Auch wenn nur wenige Jahre Differenz dazwischen stehen, so sind dennoch abweichende Nuancen sichtbar (Lebenserfahrung und Zivildienst sei Dank).
Es soll wirklich auch eine Reise zu mir selbst werden, weshalb ich meinen Fokus dementsprechend ausrichten möchte. Wichtig: Das Ganze soll nicht wertend oder überheblich klingen, aber ich stehe einfach an einem anderen Ort als die Meisten in der WG.
Zurück nach Recoleta ;-) Der Friedhof ist eine der Hauptattraktionen von Buenos Aires, da es ein ganz spezieller ist. Die Gräber erinnern eher an Mausoleen und sind nur den reichsten und berühmtesten Argentinier/innen vorbehalten (ein Platz kostet ab 100'000 Dollar aufwärts und damit ist erst einmal die Parzelle bezahlt; der ganze Spass kann dann gut und gerne 2 Millionen verschlingen) . Eine dieser Persönlichkeiten ist Evita Peron, ehemalige First Lady und Volksheldin von Argentinien.
Jo's Corner:
Heute, nachdem ich den Friedhof besichtigt habe, setzte ich mich auf eine Bank und tat einfach mal Nichts. Gut nicht ganz Nichts ;-) Ich beobachtete die Menschen, sah einem Vogel zu wie er Körner aufpickte und versuchte Figuren in den Wolken zu entdecken, wie dazumal als ich noch ein Kind war. Wir haben das Staunen verlernt! Einfach einmal sitzen, geniessen und eben STAUNEN.
Passend dazu fand ich ein Zitat von Winnie-the-Pooh.
Nehmen wir uns das doch vermehrt zu Herzen.
Geh doch mal wieder raus in die Natur, lass dein Smartphone zu Hause und geniesse den frischen Wind, der dich umgibt. Rieche die verschiedene Düfte und lausche einfach mal.
-Jo
| Die Schweizer sind schon überall ;-) |
| Typischer Weg durch die Gräber |

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