Sonntag, 31. März 2019

P A T A G O N I A

Buenas meine lieben Freude!

Ich bin zurück aus Patagonien!
Eigentlich kann man die Reise nicht mit Worten beschreiben, aber ich glaube die Bezeichnung ATEMBERAUBEND trifft es dennoch sehr gut. Was ich alles erleben durfte war einfach fantastisch.  Angefangen vom Fahrrad fahren auf dem Circuito Chico in Bariloche bis hin zu einer Bootstour am Ende der Welt. Ich könnte hier wohl einen ganzen Roman schreiben über all das Erlebte, werde mich aber auf das Wichtigste beschränken. Ich lasse mehr die Bilder sprechen.
Was mich besonders an der ganzen Reise berührte war, dass Alles und damit meine ich wirklich Alles reibungslos funktioniert hat. Busfahrten, Flüge, Taxis; es ging schlussendlich immer auf. Auch wenn ich einmal fast 2,5h auf den Ferrnbus warten musste ;-). Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich mir die Freiheit nahm alleine loszuziehen und dadurch einerseits mich und andererseits auch das Leben + die Menschen besser kennen lernen durfte. Durch das Alleinreisen kam ich in Kontakt mit neuen Leuten und genoss den Austausch mit ihnen. Das ist es doch, was das Leben spannend macht!
Ausserdem war ich jeweils ganz alleine verantwortlich, damit ich am Abend etwas zu essen hatte, ein Programm für all die Tage auf den Beinen stand oder wo ich wie lange bleiben wollte.

Neben vielem Weiterem lernte ich Alles etwas gelassener zu sehen. Man kann halt einfach nicht alle Ausflüge/Möglichkeiten ausschöpfen, besonders wenn man so kurz unterwegs ist. Dabei aber auch in Kauf zu nehmen, dass einem das Wetter oder auch andere Faktoren einen Strich durch die Rechnung machen. Flexibel zu bleiben und auf Unvorhergesehenes reagieren zu können ist nicht einfach aber definitiv lehrreich. Stichwort: Anpassungsfähigkeit!

In all dem aber auch Gottes Bewahrung und seine Fingerabdrücke zu sehen ist phänomenal.
Besten Dank für eure Gebete! Besonders in heikleren Situationen ergab sich immer wieder schnell eine passende Lösung, was absolut keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Nun wie sah denn mein Programm in Patagonien aus? 

Die ersten drei Tage verbrachte ich in Bariloche. Ein wunderschöne Gegend mit einer genialen Seenlandschaft.

Hiking!

Mir sind mit em Velo da

View


Darauf hin war die erste Busreise angesagt. Nach Puerto Madryn, wo ich vier Tage blieb.
Seelöwen in Punta Norte

Strand von Puerto Madryn

Punta Tombo (grösste Magellan-Pinguin-Brutstätte der Welt)
Tonina-Delfin


Nach diesen erlebnisreichen Tagen stand die längste Busfahrt der ganzen Reise bevor. Ingesamt waren es etwa 23h. Danach erreichte ich El Calafate, wo ich mehr eine Art Zwischenstopp einlegte.


Perito Moreno Gletscher (nach dem ein grosser Eisblock in die Tiefe stürzte)

Perito Moreno Gletscher 2.0

Vogelreservat in El Calafate

 Dann ging es schon in die Schlusskurve. Nämlich ans Ende der Welt. Ushuaia!
Glaciar Martial (durch eine Klettereinlage war der Gletscher zum Greifen nah)

Wunderbare Aussicht auf Ushuaia

Stürmischer Beagle-Kanal mit Seelöwen

Leuchtturm "Les Eclaireurs" (inkl. Kormorane)

Patagonien! Ushuaia! Freiheit!




Leider gab es natürlich auch ein, zwei negative Erlebnisse, welche aber fast nicht erwähnenswert, mehr schon fast amüsant sind. Schnarcher gehören in diese Kategorie. Sei es im Bus oder im Hostelzimmer. Sicher nette Leute, aber wenn sie ihre Stihl-Kettensäge einmal zum laufen gebracht haben, dann sind Ohropax goldwert und manchmal dennoch nicht genug ;-). Die Themen Einsamkeit/Geld waren (zwischendurch) auch aktuell. Ich konnte meistens die Kosten nicht splitten, musste oft Leute fragen, ob sie ein Foto von mir machen konnten usw. Doch die Freude am Alleinsein überwog allemal!
Krasser war die Ankunft in Buenos Aires. Man könnte es mit einem leichten Fausthieb ins Gesicht vergleichen, als sich schlagartig der Alltagsmodus wieder meldete... Aus der Idylle Ushuaias zurück in die Grossstadt und damit auch in die Volunteer-WG.

Was macht Patagonien so einzigartig?
Es ist die unendliche Weite und Vielfalt dieser Gegend, welche Sehnsucht, Freiheit, Frieden und Heilung hinterlässt. Jedenfalls mir ging es so. Patagonien wird ein grosses Highlight meiner bisherigen Reisedestinationen bleiben.


Jobs fill your pocket but adventures and travelling fill your soul! 

In the end we only regret the chances we didn't take!

-Jo


Jo's Corner: 

Nimm dir doch mal ein paar Tage frei oder einfach ein Wochenende. Verreise alleine an einen Ort und geniesse die Einsamkeit und Unabhängigkeit. Ich war einmal für wenige Tage in einem Kloster im Kanton Fribourg um Innezuhalten und mich neu zu Orientieren. Eine tolle und wohltuende Erfahrung. Aber es geht auch einfacher: Zugticket lösen, Zelt mitnehmen und ab ins Tessin ;-)



Samstag, 16. März 2019

1 Monat vorbei und weitere 5 folgen

Sälüüü zämä

Das Schweizerdeutsch fehlt mir inzwischen ein wenig, weshalb ich meine Begrüssung dieses Mal nicht auf Spanisch mache.
Ich bin nun definitiv im Projekt angekommen. Der Song "Johnny tiene hambre, va a comer" resp. mein Spitzname "Johnny Tiene Hambre" hat sich bereits ziemlich etabliert.
Für diejenigen, die der Spanischen Sprache noch nicht mächtig sind hier die Übersetzung: Johnny tiene hambre, (va a comer) = Johnny hat Hunger, (er wird essen).

Die langen Sommerferien sind vorbei und unser Team startet nun in ein neues Jahr mit den Kids. Daher trafen wir uns am vergangenen Montag auch etwas früher zu einer Sitzung, in der Ben (der Leiter des Projekts) anhand des neuen Jahresmottos "Mi barrio-mi familia" --> "Meine Nachbarschaft-meine Familie" die pädagogischen Grundlagen des Projekts erklärte. Das Ganze basiert auf einer holistischen, sprich ganzheitlichen Lehre die sich auf die drei Elemente FEEL, THINK und ACT stützt. Hier spielt wie bereits erwähnt die Ernährung nebst anderen Aspekten eine tragende Rolle. Du bist, was du isst! Durch gesundes, ausgewogenes Essen fühlt sich ein Kind/Mensch besser und wird dadurch in seiner persönlichen Entwicklung unterstützt. Mir schmeckt das Essen wirklich sehr und werde daher ein paar Rezepte für den Privatgebrauch nach Hause nehmen ;-)
Ale, die gute Seele der Küche, zaubert jeweils in kurzer Zeit geniale Gerichte auf den Tisch und hat dabei immer ein Lächeln im Gesicht.

Einmal durfte ich ihren Job übernehmen. Gut von Kochen kann hierbei nicht wirklich die Rede sein. Ich musste lediglich die vorbereitete Salsa mit zusätzlichem Hühnchen ein wenig aufpimpen und aufwärmen. Die "gigantische" Aufgabe war es dann den Reis zu kochen (Ironie aus). Leider war es der Tag an dem wir kein Gas im Projekt hatten  und ich auch noch den falschen Reis nahm.
Die Folge --> Campinggaskocher. Deswegen bedurfte es wesentlich mehr Zeit, um einen grossen Topf zum kochen zu bringen und der Risottoreis mit seiner längeren Kochzeit tat sein Übriges dazu. 
Nun gut. Am Schluss ging alles auf und trotz leicht körnigem Abgang wurde der Arroz con Pollo komplett aufgegessen.
Während ich am besagten Tag für die Küche zuständig war, zeichneten die Kinder zusammen mit den Mitarbeitern im Rahmen des Nachmittagsprogramms Bilder zu einem spezifischen Thema. Es war wirklich erstaunlich wieviel man aus den Bildern herauslesen konnte als wir am Schluss die Austauschrunde im Team hatten. Kunst kann viel freisetzen und lässt aus Kindern kleine Künstler heranreifen.

Das Thema Nummer 1 in der WG: WIR HABEN KEIN WASSER MEHR! Auch so etwas kann sich anscheinend hier ereignen ;-). Der Unterbruch betrifft allerdings die ganze Häuserzeile, da zur Zeit irgendwie Arbeiten an den Wasserrohren stattfinden (Vermutung). Leider hatte uns darüber niemand informiert und es war krass wie schnell sich ein Chaos einnistete. Bei so vielen Leuten jedoch auch keine Überraschung. In so vielen Bereichen ist Wasser nicht wegzudenken. Sogar in solchen an die man vorher nicht gedacht hatte. Wiederum wurde mir aufgezeigt, wie dankbar ich für fliessendes Wasser aus dem Wasserhahn sein soll und nichts für selbstverständlich nehmen darf. Geht sparsam mit Wasser um!
Dieser Einsatz ist schon jetzt eine wahre Lebensschule für mich. Zum Wasserproblem zurück.
Glücklicherweise kam das Wasser ca. 24h später wieder, allerdings nur in nicht absehbaren Mengen.
Diese 850 Pesos, die ich für mein Fitnessabo investiert habe waren definitiv Gold wert. Eine reinigende und warme Dusche war mir somit wenigstens gesichert. Lucky me :-)

Zwei weitere schöne Erlebnisse möchte ich euch nicht vorenthalten😅 Am Mittwoch hatte eine Kollegin und ich das Kochämtchen und sie schlug vor zum Abendessen doch Pfannkuchen zu machen. Grundidee: Köstlich und super. Problem: Heimtückisch. Den Teig zu zubereiten braucht wenig Zeit, doch der Prozess damit aus flüssigem Teig Pfannkuchen werden dauert eine gefühlte Ewigkeit. Daher mein Gratistipp. Macht keine Omelettes für 15 Personen, ausser ihr möchtet in euren Träumen von fliegenden Teigfladen verfolgt werden.
Das andere Beispiel betrifft nette Mitbewohner: Cucarachas. Eine Schabe dieses Ausmasses, welche mir kürzlich im Badezimmer ein Besuch abstattete, habe ich beim besten Willen noch nie gesehen. Da ist unser heimisches Ungeziefer ein Staubkörnchen dagegen.

Mein Patagonienreise rückt immer wie näher. Diesen Sonntag geht es endlich los. Alleine unterwegs, lange Busreisen, Selbständigkeit,  wunderschöne Landschaften. Nun gilt es noch die letzten Vorkehrungen zu treffen, bevor es in den kalten Süden geht. Und trotzdem freue ich mich auch schon wieder zurück nach Buenos Aires zu kommen. Durch das Erstellen einer Art Bucket List, sehe ich was noch alles erlebt oder getan werden muss, bevor es wieder zurück in die Schweiz geht. Einen Spanischkurs zu belegen zum Beispiel.

Dies ist mein letzter Blogeintrag für die nächsten ungefähr zweieinhalb Wochen. Den Onkel Laptop lasse ich in der WG. Patagonien here I come!


Jo's Corner : Kürzlich hing ich ein Sportshirt zum Trocknen auf den Balkon. Als ich am nächsten Morgen dieses wieder reinnehmen wollte war es weg. Was ist geschehen? Es fiel vermutlich runter auf das Trottoir und jemand nahm es mit. Am Anfang war ich wütend darüber und dachte mir weshalb so was wieder mir passieren musste. Doch einige Minuten später setzte ich das Ganze in einen grösseren Kontext. Bin ich schwer krank? Nein. Wurde mir etwas sehr Wertvolles gestohlen? Nein. Ich lerne eine grössere Gelassenheit walten zu lassen. Den Perfektionismus runterschrauben und die Frustrationstoleranz erhöhen.

*Dass ich eine sichere und spannende Patagonienreise ohne Zwischenfälle erleben darf.

*Gelassenheit und Ausgeglichenheit. 

Seit längererer Zeit führe ich ein Dankbarkeitsheft, in dem ich jeden Tag Dinge notiere für die ich dankbar bin. Egal wie "spektakulär" das Erlebnis oder die Sache war. Wäre das nicht auch etwas für dich?


-Jo


Black and White 2.0

Yay! Teamsitzung

Mittagessen im Comedor

Hungrig? [Man beachte die nach Farben sortierten Becher ;-) ]


Ale und Johnny in Action



Nachtessen in der WG





Donnerstag, 7. März 2019

JA zum Aktivsein

Novedades ;-)

Die Zeit rast förmlich. Vor drei Wochen noch völlig im Unklaren und jetzt bin ich schon fleissig alleine in der Stadt unterwegs. So ging ich letztens ins Museum für moderne Kunst einfach mal zum Abschalten. Es tut gut zwischendurch ein wenig Distanz zur WG zu bekommen. Allgemein möchte ich mehr meinen Hobbys und Leidenschaften nachgehen. Der Fotografie (besonders Schwarz-Weiss Schnappschüssen), Gedichten und der Kontemplation Raum geben. 

Ich geniesse das Stadtleben sehr. Man bekommt (fast) Alles was man braucht, die U-Bahn fährt bis spät abends und der sogenannte Grossstadt-Cityvibe spürt man deutlich.
Die Unabhängigkeit zu tun oder zu lassen was man will ist ein grosses Plus. Ich kann einfach mal ins Kino an einem Wochentag oder mir etwas gönnen, ohne dass ich mich rechtfertigen müsste oder mich jemand kontrolliert. Das bedeutete nicht, dass mir ein Freipass ausgestellt wurde , sondern einzig, dass ich mein eigener Herr und Meister bin und daher auch mal 3h in einem Park sitzen und nichts tun kann. Apropos Kino. Dadurch, dass wir in dieser Woche ein paar freie Tag hatten (es war Fastnachtszeit), ging ich gestern für umgerechnet 4.30.- ins Kino, um den Film "The Greenbook" sehen. Am Mittwoch gibt es jeweils vergünstigte Tickets und zu meinem Glück war der Film auf Englisch mit spanischen Untertiteln ;-). Die Geschichte rund um einen schwarzen Pianisten, der für das noble weisse Publikum spielte und dennoch Diskriminierung erlebte,  gleichzeitig von seinen afroamerikanischen Landsleuten aufgrund seines Lebensstils nicht akzeptiert wurde, berührte mich. Was habe ich doch für ein Glück trotz meiner Hautfarbe akzeptiert und nirgendwo aktiv ausgeschlossen/diskriminiert zu werden. Ich musste nie für etwas kämpfen aufgrund von meinem Aussehen und fühle mich ein wenig schuldig dies nicht mehr zu schätzen, wenn ich sehe wie andere Menschen mit solchen Dingen konfrontiert werden.

Am letzten Wochenende fuhr ich mit dem Zug nach Tigre. Ungefähr eine Stunde von Buenos Aires entfernt ist es der Ort, wo sich die Porteños (Einwohner von Buenos Aires) am Wochenende entspannen. Leider war es, wie befürchtet, ziemlich überfüllt und trotzdem hat sich der Ausflug gelohnt. Besonders meine anfängliche Abneigung gegen die vielen angebotenen Bootstouren legte sich und ich machte mich schlussendlich selbst zu einem 0815-Touristen. Dadurch erlebte ich eine schöne einstündige Bootsfahrt auf dem Rio Plato und den weiteren angrenzenden Flüssen. Die an den Gewässer gelegenen Häuschen gefielen mir dabei besonders gut.


Kürzlich kamen erste Heimwehgefühle auf. Wieso um alles in der Welt tue ich mir so etwas an? Gebe tausende von Franken aus, nur um mich als Volunteer zu engagieren und eine tolle Zeit in Argentinien zu haben...? Doch auch jeder emotionale Schub geht einmal vorbei. Ruhe bewahren, Gefühle zu lassen und dann sich wieder auf das Wesentliche besinnen. 1. Es hat mich niemand gezwungen dies zu tun und 2. einfach weniger klagen und mehr wagen. Darum: JA!
Das muss ich einfach ab und zu mal mehr sagen. Nicht immer tausendmal überlegen ob man etwas machen sollte oder nicht. Dank dieser Einstellung ging ich kürzlich mit anderen Volunteers zusammen in eine wirklich tolle Bar. Bars sind sowieso spannende Orte. Einfach gemütlich zwei bis drei Biere trinken und über Gott und die Welt diskutieren; das gefällt mir. Spontan mit jemandem der WG in den 30 Minuten entfernten Park joggen gehen (inkl. Regen😃). Oder einfach wie heute im Projekt Schutt in die Schubkarre schaufeln und diesen an einen anderen Ort verfrachten. Schweisstreibend aber wohltuend. Be active!

Was lerne ich momentan:

-Mehr Eigenständigkeit
-Geduld und Disziplin
-Wagemutiger zu sein

Jo's Corner:

Viele der Volunteers verschanzen sich gerne mal hinter ihr Iphone oder den Laptop und gönnen sich einen Film oder irgendwelche Youtubeclips (ich nicht ausgeschlossen). Da frage ich mich zwischendurch: Was ist wenn mal Nichts ist? Kann man das überhaupt aushalten? Viel zu häufig schauen wir uns so viel Belangloses an und merken nicht wie uns die Zeit durch die Finger rinnt.    Ich ertappe mich zu oft wie ich gelangweilt durch den Facebok-Feed scrolle, um irgendwie abgelenkt zu werden. Kann das wirklich die Erfüllung sein? Deshalb habe ich mir vorgenommen häufiger selbständig Dinge zu unternehmen und mich nicht von anderen abhängig zu machen.
Und ausserdem auch einmal Langeweile aushalten zu können.

Kämpfen wir gegen die Dauerberieselung und für einen klareren Geist.  

Empfehlung: https://www.timeoutschweiz.ch/


-Jo


Fotografie

Häuschen am Fluss


Tigre

King Johnny I. im Kampf für den Frieden