Samstag, 3. August 2019

Un monton de cosas

Buenas!

Wisst ihr was ich so toll hier in Argentinien finde? Dass man sich Dinge gönnen kann, die man sonst in der Schweiz nicht machen würde. Beispielsweise an einem Mittwoch um 22:00 ins Kino, um Lion King in 4D zu schauen und dabei nur 7.- zu bezahlen. Anschliessend für umgerechnet 5 Franken mit dem UBER nach Hause zu fahren. Der Film war by the way schlichtweg genial; Nostalgie pur! Besonders die Vater-Sohn-Beziehung und die Neugierde des kleinen Simba die Welt zu erkunden, haben mich sehr berührt. Die 4D-Effekte verstärkten das Ganze natürlich.
Oder gerade kürzlich ging ich für sage und schreibe 70 Rappen einen argentinischen Dokumentarfilm über Abfall resp. Recycling anschauen. Es hat mich gerade wieder wachgerüttelt, als ich den gigantischen Abfallberg sah, der sich ausserhalb vom Stadtzentrum befindet und die Menschen, welche den Müll sortieren. Diese Leute sind wahre Helden. Niemand von den noblen Städtern würde diese Arbeit machen. Auch hier geraten diese Kämpferinnen und Kämpfer in Vergessenheit, da die Regierung hierzu auch keinen grossen Beitrag leistet gegen die Armut etwas zu unternehmen. Glücklicherweise gibt es Kooperativen, welche sich für diese Leute einsetzen, ihnen Arbeit und Essen gibt. Trotzdem bleibt es eine ungesunde und anstrengende Beschäftigung. Die ganze Problematik rund um die Wegwerfgesellschaft und den unersättlichen Konsum zeigt sich mir wieder auf ein Neues. Hier hat Argentinien definitiv noch Nachholbedarf. Besonders im Trennen von verschiedenen Gütern und des immens hohen Plastikverbrauchs. 

Am vorletzten Donnerstag war ein ganz spezieller Tag. Wir fuhren mit den Kindern des Projekts, einigen Eltern und Betreuern in die Stadt ins Centro Cultural de Nestor Kirchner, um einige Workshops zu machen. Es war gelinde gesagt eine kleine Herausforderung die Rasselbande zeitweise ein wenig unter Kontrolle zu haben. Besonders ein Erlebnis blieb mir in Erinnerung als wir in einen Pavillon gingen, wo man verschiedene Kunstinstallationen ausprobieren durfte. Das Problem dabei: Es ist Kunst und kein Spielplatz. Die Mitarbeiter vor Ort waren nicht ganz unglücklich als wir wieder rausgingen ;-). Ansonsten war es im Grossen und Ganzen ein gelungener Ausflug, trotz der jeweils knapp einstündigen Busfahrt. Der spezielle Donnerstag endete mit dem offiziellen Abschied der beiden deutschen Volunteers, die ein ganzes Jahr im Projekt mitgewirkt haben.
Ich möchte dazu noch anfügen, dass ich mir mit 18 resp. 20 nicht zugemutet hätte für ein ganzes Jahr ins Ausland zu gehen und eine neue Sprache zu erlernen. Hier gilt mein grosser Respekt an alle deutschen Volunteers, die diesen mutigen Schritt gewagt haben! Besonderer Dank aber an meine beiden Co-Worker Noah und Annika. Gracias für die tolle Zeit :-)
Ab nun bin ich alleine als Volunteer im "La Sarten" tätig, bis die Nachfolger ihre Arbeit in einigen Wochen aufnehmen. Und nicht nur das. Absurderweise lebe ich nun für eine ganze Woche ganz alleine in der WG, da entweder die Heimreise oder Ferien bei den Anderen angesagt sind. Ein Mix aus Freude über die gewonnene Freiheit und Wehmut des Abschieds erfüllt mich. Realisiert man doch erst den Wert einer Sache, wenn man sie nicht mehr hat. Nun heisst es "Last Man Standing..."

Das letzte Wochenende mit allen Volunteers zusammen war schön. Am Freitag ein gemütliches Mittagessen im Haus der Koordinatorin der Dachorganisation. Jeder brachte etwas mit und trug so zur ausgelassenen Stimmung bei. Und ja es gab Fleisch und ja ich habe auch davon gegessen. Ich bin meiner treuen Vegetarier-Linie etwas abgewichen... Sorry for that. Am Abend dann Fiesta/Party. Das letzte Mal Ausgang mit allen Volunteers. Ich als "abuelo" nahm die Chance war und ging wieder einmal mit. Das Ganze ging dann leider etwas in die Hose, so dass ich dann selber in eine Bar ging und zur Musik der 2000er abtanzte.
Am Samstag wollte ich nach wenigen Stunden Schlaf ins örtliche Planetarium und den wunderschönen Rosengarten besuchen. Daraus wurde nichts. Die Tickets für die Vorstellungen waren ausverkauft und der Garten aus irgendwelchen Gründen geschlossen. So lief ich ein wenig in Palermo herum und fand so per Zufall die Pferderennbahn. Das gefällt mir so am selbständigen Erkunden in Buenos Aires. Man findet immer wieder neue Orte, wo man noch nicht war. Am Abend dann eine argentinische Spezialität, die sich "Matambre a la pizza" nennt und von unserem Hausmeister zum Abschluss zubereitet wurde. Fleischstücke, die zuerst gekocht, dann belegt und überbacken werden. Wir sind in Argentinien, da gibt es kein Tofu-Plättli ;-)

Der Sonntag war geprägt von Aufbruchsstimmung. Alle packten ihre Siebensachen, machten ihr Online-Checking oder kauften noch die letzten Souvenirs ein. Es kam mir schon ein bisschen suspekt vor, weil ich wusste, dass ich nicht mitgehen, sondern eben bleiben werde.
Am Abend dann das letzte gemeinsame Nachtessen mit allen zusammen in einem Parrilla-Restaurant. Ich genoss nochmals die Gemeinschaft, die ausgelassene Stimmung und die "Volunteer-Atmosphäre". Wir waren wie eine Familie. Und auch in der besten Community gibt es Reibereien, Unstimmigkeiten und dergleichen. Trotzdem hatten wir es immer gut zusammen! Dank den anderen Mitbewohnern im Haus, fühle ich mich nicht ganz so alleine. So assen wir gerade kürzlich selbstgemachte Pizza vor dem Fernseher, währenddem River Plate im Copa Libertadores gegen einen brasilianischen Club gewann. Die lautstarken Ausdrücke und gezeigten Emotionen des Hausmeisters während des Elfmeterschiessens waren fast hollywoodreif ;-) Nun bin ich gespannt die neuen (sehr jungen) Volunteers aus Deutschland in knapp einer Woche kennenzulernen.

Die letzten paar Tage waren mehr von Gesprächen geprägt. Am vergangenen Donnerstag ging ich zum letzten Mal in die Hillsong-Gruppe. Dabei machte ich eine spannende (sprachliche) Erfahrung. Ich war müde und im Hintergrund lief (spanische) Musik. Zusätzlich sprach der Leiter zwischendurch zu leise und schnell und eben alles auf Spanisch ;-) Das war zeitweise ziemlich challenging. Ihr könnt es euch vorstellen 😂
Gestern traf ich mich mit Ben und hatte wiedermal ein tiefgründiges und philosophisches Gespräch.
Er beeindruckt mich mit seiner ganzen Art und Ausstrahlung. Dank ihm lernte ich eine Menge an Dingen, so beispielsweise das bewusstere und leidenschaftlichere Leben. 

Ich schaue mir in letzter Zeit des Öfteren Dokus über Lebensgeschichten an, die mich sehr berühren. Klingt nach einer etwas absurd klingenden Methode, aber ich benötige solche Videos zeitweise als Erinnerung, um bewusst(er) ZU LEBEN (nicht aus Mitleid, sondern als Weckruf). So häufig kommt man in den Youtube-Netflix-Trägheits-Chill-Modus und vergisst dabei. was es für ein Geschenk ist Lebenszeit haben zu dürfen. Zu atmen, zu laufen, zu SEIN (s. Eintrag "JA zum Aktivsein"). Besonders zwei Videos blieben mir kürzlich in starker Erinnerung. Eines handelt von einem 8-jährigen Jungen, der an "Adrenoleukodystrophie“ leidet. Zuvor quicklebendig und gesund, rafft die seltene Erbkrankheit den kleinen Mann richtig dahin. Er wird schrittweise in seinem Körper gefangen, sieht nichts mehr und kann sich auch nicht mehr mitteilen. Wie unglaublich schlimm muss es sein, etwas in dieser Art erleben zu müssen? Und wir beschweren uns lautstark, wenn der Kaffee beim Take-Away eine Minute zu spät auf der Theke steht oder das Aromat im Küchenschrank fehlt...

Kenos kurzes Leben:

https://www.youtube.com/watch?v=Z1XsICmS-Io

Das andere Portrait handelt von einer jungen Frau, die ohne Eltern ihr Leben managen muss, aus unterer sozialer Schicht kommt und mit diesen Voraussetzungen ihren Traum als Richterin zu arbeiten, erfüllen will.

Julia will es wissen:

https://www.youtube.com/watch?v=zLEVqnNneM0



Jo's Corner

Komplimente. Es kann auch nur ein kleiner Satz sein und trotzdem einen grossen Unterschied bewirken. Ich erlebte dies kürzlich und realisierte, wie mir die Arbeit anschliessend viel leichter fiel und meine Laune sich rasant gebessert hat.

Mach doch heute jemandem ein Kompliment und zeige ihm deine Wertschätzung. Ganz egal ob es sich dabei um eine grosse oder kleine Sache handelt! 

Ich mag dieses Zitat, das meiner Meinung das Ganze kurz und knapp auf den Punkt bringt:

A compliment is verbal sunshine! 


-Jo


Bier am Abend ist wundervoll und labend


Konzert a la gorra

Yeaaah! Ausflug!
Pferderennbahn

Fresh from the hood

Zirkus zu Besuch im Projekt


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