Sonntag, 5. Mai 2019

Nachdenklichkeit und Updates

Como estan mis amigos?

Dank dem Theaterlehrer in unserem Projekt, besuchte ich mit einigen anderen Volunteers zusammen am vorletzten Samstag eine Improshow. Wir wurden in den Raum hineingeführt, nahmen Platz und wechselten dann während ca. 90 Minuten zweimal den "Schauplatz", um insgesamt drei verschiedene Szenen zu sehen. Die ganzen Handlungen machten den Eindruck, als wären sie im vorhinein bereits einstudiert worden. Doch der Co-Worker teilte uns nach der Vorstellung mit, dass die einzelnen Schauspieler lediglich mehrere Charaktere zugeteilt bekamen und dann Alles spontan machen mussten.Wirklich beeindruckend! Hat mich gerade (wieder) animiert mit dem Theater spielen zu beginnen.Was die Theaterklasse in unserem Projekt betrifft , hilft mir diese mehr aus mir herauszukommen und ein wenig meine Komfortzone zu verlassen. Das Projekt im Generellen inspiriert mich kreativer zu werden. Sei es in Zukunft selber mehr Dinge zu kochen/backen, zu malen oder sich anderweitig auszutoben. 
Nach dem Theater gönnten wir uns im Szeneviertel Palermo einen wirklich guten Burger (Burger Joint; gehört angeblich zu den besten Burger in der Stadt). Palermo ist sowieso ein toller Ort für einen Hipster wie mich 😎 Trendy und viel Streetart (Updates folgen).

In Palermo war es auch, wo ich mich zum zweiten Mal mit der Ex-Volunteerin aus der Schweiz traf. Dieses Mal mit ihrer Kollegin zusammen, welche ebenfalls aus der "Heimat" kommt ;-). Und das Thema Heimat war auch eines der Hauptthemen über das wir sprachen. Durch dieses Gespräch wurde ich wieder an meine äthiopischen Wurzeln erinnert. Man lebt tagein tagaus mit diesem reichen Schatz und nutzt dabei die Chance nicht, welche sich darin verbirgt. Halber Äthiopier zu sein betrachte ich als eine Chance und Privileg!

Ja der liebe 1. Mai... (ist ein Feiertag in Argentinien). Hier wird das Ganze wirklich noch "ernst" genommen dh. keine U-Bahn, kein Bus, einfach nichts an ÖV fährt an diesem Tag. Und weil es so schön ist, begann die Arbeitsniederlegung bereits am Dienstag. Glücklicherweise wurden wir am 30. April von Ben nahe unserer WG abgeholt. Spannend war es dann am nächsten Tag, weil praktisch alle Volunteers da waren --> Hat du kein ÖV, mut du su Hause bleiben😉

Um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern: Ich finde es in der letzten Zeit spannend zu realisieren, wie ich Dinge vermisse , die rein von aussen betrachtet vielleicht gar nicht so von grosser Bedeutung sind. Zum Beispiel mit meiner Mutter in die IKEA zu fahren und zu frühstücken, 
mit meinem Vater zu fachsimpeln oder einfach mal wieder mein liebes Drum zu malträtieren.
Allgemein kommen mir gelegentlich Erlebnisse aus der Vergangenheit (u.a Kindheit) in den Sinn.  Die vielen Besuche im Tierpark Dählhölzli oder den legendären Spinatkuchen meiner Grossmutter. Vielleicht ist es auch der Herbst mit seiner Melancholie, der mich etwas in diese Stimmung versetzt. Ich liebe diese Jahreszeit und deren "Atmosphäre", die sie durch die farbigen Blätter, den Duft des Windes und der rötlich schimmernden Sonne erzeugt, enorm.

Am vergangenen Freitag halfen wir am Abend bei einem Arte Latte-Contest mit, der von unserem Projekt initiiert wurde. In einem Hipster-Café zeigten verschiedene Milchschaumkünstler ihr Können indem sie gegeneinander antraten. Währendessen verkauften wir Volunteers Kuchen und Drinks. Die Grosszügigkeit von Ben hat mich dabei berührt. Wir durften uns bei den (alkoholischen) Getränken bedienen, bekamen Lose für den Wettbewerb (er verschenkte viele Packungen Kaffee von seiner Cafeteria in Neuseeland) und am Schluss lud er mich beim Nachtessen ein, weil ich zu wenig Geld dabei hatte. Mag nach nicht viel klingen, aber es kommt auf die Geste drauf an. Besonders, da er sicher nicht das höchste Salär hat. Grosszügigkeit ist etwas, das ich bewundere! Der Event wird nun noch zwei weitere Male stattfinden. Möge der/die Beste gewinnen.

In Buenos Aires sieht man immer wieder Kurioses & Witziges.
Wie verdient man als Strassenmusiker (hoffentlich) mehr Geld? In dem man zu zweit auf je einer Seite der Metrostation zusammenspielt. Sprich; Der Gitarrist auf dem einen Bahnsteig und die Geigerin auf dem Gegenüberliegenden.
Man sieht Autos, bei denen man von Glück sprechen kann, dass sie überhaupt noch fahren können [besonders natürlich in Monte Chingolo; die Schweizer Motorfahrzeugprüfer würden beim Anblick wahrscheinlich des Öfteren knapp an einem Herzinfarkt vorbeischrammen ;-) ]. Oder, um bei den Autos zu bleiben; Ist es nicht toll, wenn jedes Mal Gioachino Rossini's Wilhelm Tell Ouvertüre gespielt wird, wenn man seinen Wagen mit dem Zündschlüssel abschliesst?

Man könnte gemäss den Angaben im Blog meinen, es sei Alles perfekt und ich mache tagtäglich immer wieder Fortschritte usw. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Es harzt ein wenig mit dem Spanisch und besonders an diesem Wochenende (es regnete zwischendurch), holte mich der innere Schweinehund wieder ein wenig ein.
In dieser Hinsicht will ich euch nichts vormachen. Klar, es hat keine weitreichenden Konsequenzen, wenn ich den eigentlich geplanten Gottesdienstbesuch auf nächste Woche verschiebe. Ich konnte die Zeit für Anderes nutzen, aber es geht mir um den Grundsatz.
Die Geschichte eines tamilischen Ehepaares ging mir dabei kürzlich ziemlich nahe. Beide betrieben zusammen einen Kiosk im Lorraine-Quartier. Sie starben kurz vor ihrem Abreisetag während des Frühstücks durch einen der Selbstmordattentäter in Colombo. Die beiden Söhne, welche mitgereist sind, überlebten, weil sie noch im Hotelzimmer waren. Ich möchte damit nicht auf die Tränendrüsen drücken, sondern viel mehr das Bewusstsein schärfen, die Zeit nicht als ein selbstverständliches Gut zu betrachten. Hier habe ich persönlich noch grosses Verbesserungspotential.

Nun bin ich bald drei Monate hier und  habe euch ja noch gar keine Bilder gezeigt, wie und wo ich lebe. Dies werde ich natürlich schnellstmöglichst nachholen. Untenstehend erhaltet ihr einige Eindrücke

 Jo's Corner:

In unserer heutigen Zeit wollen wir alles und zwar sofort, ohne auch nur eine Sekunde dafür zu verschwenden auf etwas zu warten (mich nicht ausgeschlossen). Weshalb fällt es uns so schwer uns dagegen zu wehren? Ich vergleiche es (vielleicht ein wenig klischeehaft) mit der Vorfreude auf Weihnachten oder der Sehnsucht jemanden wiederzusehen. Klar, man könnte alle Hebel in Bewegung setzen und sich jetzt bereits das heissgeliebte und so ersehnte Geschenk kaufen oder versuchen die Person irgendwie zu treffen. Doch lerne ich immer wie mehr, wie schön es ist, sich wie ein kleines Kind auf etwas zu freuen, das noch in einiger Entfernung liegt.
Ein anderes Bild ist der Vergleich Wanderung vs. Bergbahn. Es wäre mit keiner grossen Anstrengung verbunden in die Bergbahn einzusteigen und den Hügel hinaufzufahren. Doch ist es nicht ein viel besseres Gefühl, wenn man den Wanderweg unter die Sohlen nimmt und dann nach einigen Stunden den Gipfel erreicht und sich darüber freut endlich oben angekommen zu sein?

Nimm nicht immer den einfachen Weg; durch Verzicht, Selbstbeherrschung und Geduld kannst du Grosses erreichen.  

Oder, wie es in abgeänderter Form Dr. Ben Carson zu pflegen sagt:
Through hard work, perseverance and faith in God you can live your dreams.

-Jo


Theater, Baby!




Arte Latte-Contest

Mein Zimmer (don't worry, todo bien) ;-)

Wohnzimmer

Aussicht vom Balkon aus
Pizza Pizza!

Nelson Mandela im Burger Joint Restaurant













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