Am vergangenen Dienstag ist es passiert! Ich habe mich, nach kurzem Zögern, dazu überwunden mit anderen Volunteers zusammen Tango tanzen zu gehen. Kurzum: Ich war total begeistert! Als blutiger Amateur war ich sehr froh darüber, dass wir und andere Teilnehmer eine Einführungslektion erhielten, wo man die ersten Schritte dieses Tanzes erlernte. Die Eleganz, der Stolz und die Sinnlichkeit, welche der Tango ausstrahlt, ist umwerfend. Ich habe mich in diese Tanzart verliebt und hoffe meine Skills als "Tangotänzer" in den kommenden Monaten noch zu verbessern.
Die Location als solche ist ebenfalls erwähnenswert. Eine lauschige, leicht schummrige Halle, wo man richtig ins authentische Buenos Aires der 60er Jahre zurückversetzt wird. Das ist es, was ich erleben will. Sich auf Neues einlassen und nicht schon im Voraus den Riegel vorschieben und sich komplett von neuen Chancen abwenden.
Nach meiner bereits absolvierten Free-Walking-Tour am vergangenen Wochenende, machte ich mich am Freitag, nach meinem allwöchtenlichen, einstündingen Spanischkurs auf den Weg, um das Viertel Recoleta unter die Lupe zu nehmen. Wiederum lief ich mit dutzend anderen Touris durch die Gassen Buenos Aires. Recoleta gehört zu den noblen Stadtteilen und es war faszinierend Anekdoten aus vergangen Tagen vom Tourguide erzählt zu bekommen.
Auf meiner Suche nach "Orten der Ruhe" (Anm.d. Verf. : Die Anführungszeichen wurden gesetzt, da man in B.A praktisch keinen Ort findet, wo wirklich Ruhe und Einsamkeit herrscht), bin ich auf den schönen Jardin Botanico im Stadtteil Palermo gestossen. Ein Ort, der mit seinen Büsten, dem schmucken Gewächshaus und einem edlen Herrschaftshaus eine Prise Noblesse versprüht.
Ich geniesse es, einfach inmittten der Stadt, zwischendurch solch grüne Oasen kostenlos zu besuchen.
Der Herbst hat nun defintiv Einzug gehalten. Die Temperaturen sind immer noch angenehm, doch man spürt, dass es am Abend einerseits kühler wird und andererseits die Sonne auch früher untergeht (und ja es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb ich den Wechsel der Jahreszeit bemerke:
Ich durfte schon zweimal Laub rechen im Projekt).
Am Sonntag fuhr ich mit dem Zug nach La Plata. Eine durchaus sehenswerte Stadt, ungefähr eine Stunde von Buenos Aires entfernt. Die Zugfahrt war für sich alleine schon die Reise wert ;-)
Neben Einfädelhilfen und allerlei möglichem Gebäck/Süssigkeiten, wurden mir und den anderen Passagieren auf der kanpp 1.5h stündigen Fahrt sogar Ibuprofen feilgeboten. Was mich dabei jedoch erstaunt, ist der Respekt, welcher allgemein den Mitmenschen gezollt wird. Praktisch jedes Mal wird applaudiert, wenn eine Musikgruppe in der U-Bahn spielt oder es wird der Sitzplatz freigegeben, wenn z.B ein Vater mit seiner kleinen Tochter in den Zug einsteigt.
Um 12:00 ging ich, anlässlich des Ostersonntags in die spektakuläre Kathedrale, um an der Eucharistiefeier teilzunehmen. Als Protestant lerne ich immer wie mehr die Welt der Katholiken kennen. Einen ersten, tieferen Eindruck erhielt ich vor knapp einem Jahr, als ich mir eine dreitägige Auszeit in der Abbaye d'Hauterive im Kanton Freiburg nahm. Trotz der vielen Skandale hat die katholische Kirche auch viel Positives zu bieten. Besonders die tiefe Ehrfurcht vor Jesus und dem damit verbundenen Abendmahl, finde ich nachahmenswert.
Es geschah mehr aus einem Zufall heraus, dass ich mich nach längerem Bummeln in das Café neben einem Foodfestival setzte, um einem Kaffee zu trinken. Da sprach mich eine Mitfünzigerin an und bat mich darum, auf Google Maps nach der nächstbesten Apotheke zu suchen. Im Nachhinein weiss ich nicht, ob sie diese Frage nur als Vorwand brauchte um mit mir ins Gespräch zu kommen oder ob sie grundsätzlich wirklich dorthin gehen wollte (denn schlussendlich ging sie nicht). Jedenfalls fragte sie mich höflich, nachdem wir ein wenig ins Gespräch kamen, ob sie sich zu mir setzen darf. Es waren am Ende ungefähr 2.5h in denen sie mir über ihr momentanes Studium, die politische Lage Argentiniens und das ganze soziale Geschehen berichtete. Sie kam richtig in Fahrt und ich versuchte ihren Gedankengängen so gut wie es ging zu folgen. Obwohl es mit Anstrengung verbunden war, nahm ich diese Gelegenheit als gute Übung wahr, meine Spanischkenntnisse zu verbessern.
Die Sprache nicht nur theoretisch lernen, sondern eben auch zu praktizieren.
Schlussendlich gab sie mir ihre Telefonnummer und nun habe ich eine argentinische Kollegin in La Plata😁 Wie es der Zufall wollte, ist sie auch Sozialarbeiterin und es können sich sicher noch weitere, tolle Dialoge mit ihr über Gott und die Welt ergeben. Besonders auch in der Hinsicht ein paar Tipps für meine zukünftige Ausbildung zu erhalten.
Im Projekt wurde durch die Anstellung eines Theaterlehrers, nun ein interessantes Wochenprogramm auf die Beine gestellt. Es existieren hierzu zwei, dem Alter nach getrennte Gruppen. "Los Cocos" (6-9 Jahre) und "Los Titanes" (9-13 Jahre). Montags steht für die Kinder jeweils entweder Kunst oder Theater auf dem Programm. Dienstags dreht sich (fast) alles um die Musik. Zur Zeit beginnen die Vorbereitungen für eine im November stattfindende "Murga" (eine Art Umzug), welche im Projekt vonstattengehen wird. Hierbei lernen die Kinder den Umgang mit Rhythmusinstrumenten. In der Mitte der Woche gibt es Workshops im Bereich Ernährung und Fitness --> Garten, Kochen oder Sport. Ein kleiner Garten, um eigenes Gemüse anzupflanzen, befindet sich in Planung. Am letzten der vier Tage ist dann einfach Spielen angesagt. Dafür sind wir die letzten Male zum nahegelegenen Spielplatz gelaufen und haben uns dort ausgetobt.
Wie ihr sehen könnt, ein buntgemischtes Angebot! Genau das Richtige für jemanden wie mich, der sich zwischendurch etwas schwer tut, nur wenige, dafür konkrete Interessen aufrechzuerhalten ;-)
Als leidenschaftlicher Schlagzeuger und Hobbykoch setzte ich mich gerne mit Rhythmus und Kulinarik auseinander. Sport ist für mich ein wichtiger Ausgleich zum routinemässigen Alltag. In der Schweiz half ich ab und an meiner Mutter im Garten und spiel(t)e, wenn sich die Gelegenheit ergibt, auch mal spontan in Sketches o.ä mit.
Jo's Corner:
Ich habe das Gefühl für den bewussten Genuss verloren. Immer wie mehr eile ich etwas nach, von dem ich selbst nicht genau weiss, was es ist. Konkretes Beispiel: Essen. So häufig esse ich einfach mit einer Selbstverständlichkeit und nicht besonders aufmerksam. Hinzu kommt eine Hast die Mahlzeit schnell zu beenden und dann im Hamsterrad des Daily Business weiterzudrehen.
Wieso nicht einfach mal gemütlich hinsitzen und jeden Bissen bewusst kauen? Keine Ablenkung, sondern nur du und dein Gericht.
Ich versuche mir nun beizubringen, vermehrt jedes Mal mindestens 20x zu kauen, bis ich den Bissen runterschlucke. Und auch nicht so schnell etwas runterzuschlingen, als müsste ich in wenigen Minuten auf den Zug. Hat den Vorteil einerseits zur Ruhe zu kommen und den Geschmack des Essen voll auszukosten und andererseits ist es gesünder und man wird schneller satt. Allgemein bewusster leben und sich nicht einfach gedankenlos einreden, man bekomme ja sowieso wieder einmal die Chance dies zu tun oder jenes zu essen.
Sei die beste Version deiner selbst; trage deinem Körper und Geist sorge.
-Jo
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| Monument für den General San Martin (Der "Befreier" Argentiniens) |
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| Drum it! |
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| Eingang des Jardin Botanico |
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| Der "La Catedral (Tango) Club" |
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| Die Kathedrale von La Plata |
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| Black & White 3.0 |





